MARILYN
MANSON "Uncut"
Früher
fürchteten sich Eltern vor subliminalen Botschaften auf
Heavy Metal-Platten, die angeblich dem Teufel huldigten.
Heute gibt es Marilyn Manson.
Marilyn Manson sind die beste Gitarren/Lärm/ Industrial
Noise-Band des Jahres. Schon auf ihrem Debütalbum
Portrait Of An American Family (Warner) aus dem Jahre
1994 zeigten die kranken Transvestiten / Schockrocker
/Teufelsanbeter, was in ihnen steckt, doch erst mit
Smells Like Children (MCA), bei dem Nine Inch Nails -
Mastermind Trent Reznor mitproduzierte, stellte sich
heraus, welche Natter die US-Musikindustrie da an ihrem
Silikonbusen genährt hat.
Die Sammlung von Remixes der besten Nummern ihrer ersten
CD und Coverversionen beliebter Hits ("Sweet
Dreams", "Rock'n'Roll Nigger" etc.)
entführt ahnungslose Zuhörer in ein polymorph perverses
Universum der Kinderschänder, Junkie-Huren, hemmungslos
Drogensüchtigen und BSE-Rindfleischfresser, die alle
fünf die Vornamen weiblicher Hollywood-Stars und die
Nachnamen besonders kreativer Serienkiller tragen.
Kein Wunder, daß Church of Satan-Hohepriester Anton
LaVey sie für eine der wichtigsten Musikgruppen seiner
Neuen Weltordnung hält. Und daß Marilyn Manson auf den
fröhlichen Heavy Metal-Sommer-Freiluftfestivals durch
ihr Nichterscheinen auffallen - sie verkaufen sich zwar
gut, aber zu nah möchte man solchen Kreaturen halt doch
nicht kommen. Deshalb bringt man auch ihre Platten lieber
in etwas weniger zensurgefährdeten Versionen auf den
Markt, wie das bei Smells Like Children der Fall war.
Umso erfreulicher ist die Tatsache, daß das fleißige
Bootleg-Label KTS (Kiss The Stone) die aktuelle CD nun in
einer ungekürzten Version unter dem schlichten Titel
Uncut veröffentlicht hat. Kenner wissen die kleinen
Unterschiede sofort zu schätzen: Das von dämonischem
Grollen unterlegte Kinderheulen des offiziellen Intros
"The Hands of Small Children" verwandelt sich
auf dem Bootleg in ein gemeines S/M-Porno-Tondokument
zurück. Ähnliches gilt auch für die anderen
Zwischenspiele, die auf der "normalen"
Veröffentlichung entschärft und verharmlost wurden. Der
Rest der Songs liegt in etwas anders abgemischten
Versionen mit leichten Längenunterschieden zum
"Original" vor.
Track 17 ("Procardia") bringt dann auf dem
linken Kanal das Telefongespräch eines offensichtlich
geistesgestörten Medikamentenabhängigen mit einer
Psychoberaterin, während auf dem linken Kanal Bill und
Nancy All-American mit fröhlichen Stimmen die Wunder des
menschlichen Körpers preisen. Und bei Track 18 und 19
handelt es sich um bisher unveröffentlichte Demos - das
erste eine herzerfrischend blöde Version der MM-Nummer
"My Monkey", vermischt mit ein paar Takten des
Beatles-Songs "Come Together" und gesungen von
Mickey Mouse auf Heroin; das zweite eine Einladung des
netten Onkels von nebenan in die Schokoladenfabrik, wo
neugierige kleine Buben draufkommen, daß man manchmal
doch auf seine Eltern hören sollte.
Alles in allem: Wer die brave Version hat, sollte ohne
diese einfach nicht weiterleben müssen. Und wem das
alles ohnehin viel zu ekelhaft ist, der höre weiterhin
Metallica oder die Backstreet Boys.
MARILYN MANSON
"Uncut"
USA 1996
Label: KTS Records
Dauer: 66:01 min
Titel:
1. Abuse Part 1 01:35
2. Diary Of A Dope Fiend 05:59
3. Shitty Chicken Gang Bang 01:30
4. Kiddie Grinder 04:35
5. Sympathy For The Parents 01:05
6. Sweet Dreams (are made of this) 04:43
7. Everlasting Cocksucker 05:22
8. Fuck Frankie 01:46
9. I Put A Spell On You 03:40
10. Abuse Part 2 (confession) 02:42
11. Scabs, Guns and Peanuts Butter 01:01
12. Dance Of The Dope Hats 04:43
13. White Trash 02:48
14. Dancing With The One-Legged 00:46
15. Rock'n'Roll Nigger 03:48
16. Untitled 04:26
17. Procardia 04:14
18. My Monkey 04:46
19. Choklit Factory 06:24
Von EVOLVER Archiv, Peter Hiess, Das Label im WWW: http://www.kts.it
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